Donnerstag, 31. Januar 2013

Sonntag der 31.1.43 in Ohrdruf


[Ohrdruf, den 31.I.43]

Liebe Mutter + Christel!

Habe eben den Brief vom 29.1. erhalten. Es freut mich immer, wenn Postausgabe ist und von Zuhause was dabei ist. Heute morgen hatten wir Stuben + Spindappel und Appel in Mantel + Stiefel. Der Appel ist zieml. ruhig verlaufen. Ich habe ein paar prima Stiefel. Morgen mittag ist wieder Scharfschießen mit Gewehr + Maschinen Gewehr. Vorigen Montag habe ich ja das erste Mal hier in Ohrdruf geschossen im Gewehrschießen war ich der beste in meiner Gruppe (12 Mann). Ich Schoß auf 150 m liegend freihändig 12 - 6 - 12 - 30 Ringe. Die anderem mattem 17 - 21 - 26 oder überbaut nichts weil liegend frei. schon schwerer ist. Im M.G schießen war ich auch bei den 3 Mann meiner Gruppe welche bei 5 Schuß - 5 Treffer hatten. Sonst bin ich einer der besten Schützen meines Zuges. Wir haben als Zugführer einen Leutnant, einen prima Kerl. Vater schrieb mir auch das er jetzt fast selbst ständig auf dem Planbüro arbeitet und gesundheitlich noch auf der Höhe ist. Ihr müßt mir mal was für den Hals schicken. Reila oder sowas, durch das Komandieren  und Singen bin ich ganz heiser. Der Leutnant sagt, ich hätte eine richtige Komandostimme, sie müßte nur noch geformt werden. Was meint Ihr wenn ich dem Zug befehle, das hört man über den ganzen Platz. Ich kann meine Stimme richtig auslassen ohne das einer sagt "ruhig". Jeder der Schüler wird nämlich eingeteilt als Gruppenführer - Zugführer oder muß Unterricht abhalten und wird so an das Abhalten

[Seite 2]
von Unterrichten gewöhnt. Das ist zuerst recht schwierig, man bekommt keinen Ton heraus aber nachher macht das sich schon, Heute mittag war ich zum ersten Mal in den 3 Wochen in Ohrdruf drin sonst gehen wir Sonntags nicht weiter aus, höchstens ins Lagergasthaus ein ganz neues prima eingerichtetes Gasthaus woran ein Kino ist wie in Godesberg so gut, es werden immer neue schöne Filme gezeigt. Im Gasthaus bekommt man Abends noch Wein Weinbrand - Schnaps usw. Das Gasthaus steht auf einer Anhöhe im Lager und ist nach Bauern Art eingerichtet wirklich prima. Diese Nacht hatten wir das erste Mal Fliegeralarm und mußten wir mit Gewehr, Mantel und umgeschnallt in den Decjungsgraben. Wir haben vielleicht geflucht weil nie ein Flieger herkommt und wir eigentlich überbaut nicht rausbrauchchten. In den Sätdtchen ist aber nicht mehr viel los wie überall wo viel Soldaten sind, an Kuchen kommt man fast garnicht immer alles überfüllt. In der Freizeit kommt es oft vor das Photos herumgereicht werden und gezeigt werden natürlich interessieren vor allen die Freundinnen und dann geht die Angeberei los. Christels Bild kann es aber ruhig in dem Kampf mit den anderen aufnehmen. Es ist für mich interessant den Geschmack der einzelnen festzustellen, da siehst du Bilder achje welche die ich überhaupt nicht mit herumschleifen würde (Juchems Lisbeth) oder auch sehr hübsche Mädchen. Es grüßt Euch nun herzlich Euer Albert

[Postskript]
Ich kann gebrauchen: Nivea Crem - flache Taschenlampe m. Batterie -->( wenn ihr eine bekommt od. erreichen könnt)
*Brotmarken* wenn vorhanden
Taschentücher (ich schicke schmutzige nach Haus)

[Randnotiz]
Meistens haben sie so Disteln von Mädchen geangelt (23 Jahre usw.) und meinen wunders was sie hätten. Die bedauere ich immer ob ihres Geschmackes.

[sic!, Ohrdruf, 19420131, MC, Mädchen]


[
* Generalfeldmarschall Friedrich Paulus kapituliert mit den im Südkessel eingeschlossenen deutschen Einheiten in der Schlacht von Stalingrad im Russlandfeldzug des Zweiten Weltkriegs.
(de.wikipedia.org, Zugriff 24.12.2012)
]

Montag, 28. Januar 2013

Ohrdruf, den 28.I.43


Liebe Mutter und Christel!

Habe mir mit Gewalt ein paar Minuten freie Zeit zum Schreiben gemacht. Wir haben jeden Morgen Geländedienst. Mittags meistens Exerzieren [Er schreibt übrigens immer das "x" in Sütterlin/Kurrent und nie "dass".] oder Schießausbildung. Dazwischen natürlich immer Unterricht über allerlei militärische Sachen. Dann haben wir furchtbar viel Dienst unter der Gasmaske und ich bin noch nie so fertig gemacht worden wie in diesen Tagen. Also das kann man sich als normaler Mensch überhaupt nicht vorstellen was die mit einem machen. Da ist Coesfeld und die ganze Rekrutenzeit nicht gegen. Hier haben wir kaum Zeit zum (Kacken) entschuldige. Durch das regnen und tauen ist das ganze Gelände alles ein Matsch in welchem wir uns herumwälzen, wir liegen manches mal in der Kälte meistens noch alles nass und dreckig 1 1/2 Stunde auf dem Bauch als Beobachter oder Schütze. Ich staune nur, das ich nie Lungenentzündung oder Erkältung bekomme denn normal müßten wir bei dem was wir hier machen dauernd im Lazarett liefen. Aber trotzdem ich Abends Hundemüde bin und alle Knochen mir wehe tun fühle ich mich gesundheitlich bei diesem scharfen Dienst prima, ich wäre manches mal bald verzweigfelt aber es geht doch wenn man muß. Wenn wir um 12 Uhr aus dem Gelände kommen hat man eben Zeit das Gewehr ein wenig zu reinigen das Zeug (Spaten, Gasmaske, S. gewehr, Brotbeute

[Seite 2]
Zeltplan usw. usw. in eine Ecke zu werfen. Dann pfeift es auch schon zum Essen. Geht man eben essen schon bald nach dem Essen pfeift es wieder, fertig machen zum Exerzieren. Die dreckige Uniform wir schnell notdürftig ausgebürstet die Stiefel im Waschraum abgewaschen und alles wieder um den Bauch rum gehängt. Draußen geht es dann erst wieder los weil nicht alles rein ist usw. Am besten wird man stur wie ein Panzer und regt sich garnicht auf denn es geht manches mal einfach nicht wie es verlangt wird. Abends muß man dann noch Aufsätze schreiben. Für mich geht es hier im Lehrgang nur darum das ich eine gute Beurteilung nachher nach Coesfeld mitbekomme da die Beurteilung meine Fähigkeit zu, Gruppenführer oder Unteroffiziere beweist und wenn ich etwas länger bei Militär bin muß man mich zum Unteroffiziere befördern. Man hört immer wieder schon mal das der Lehrgang hier nur 8 Wochen dauern soll, das wäre bis 9. März ungefähr, ich wollte es wäre schon so. Wegen Nähzeug hatte ich ja in der Karte schon geschrieben.
[Roter Pfeil nach rechts auf der linken Seite]
Ein paar Taschentücher könnt ihr beilegen (bunte) dann schicke ich ein paar schmutzige mit den Socken (demnächst). [*rot unterstrichen*] *Fritz Müller* schrieb mir aus Norwegen das er *15 km* vor *Oslo* fort wäre und das *Oslo* zu seinem *Standort* gehöre. Er ist dort geblieben in der Küche die anderen sind noch weiter. In Russland und Afrika ist allerhand los, ich möchte mal wissen wie das noch alles ausgehen soll, das sieht alles wüst aus.

[Randnotiz Seite 1]
Ihr könnt die Briefe ja an Vater weiterschicken denn ich habe nicht immer Zeit Euch und Vater zu schreiben. Habe von Vater gestern Post erhalten über Greis Dölan von dem Kamerad von Vater aus Greis. Das Wetter augenblicklich ist beschissen, wir können uns am putzen halten. Der ganze Unterricht geht darauf hin uns zu

[Randnotiz Seite 2]
Unterführern heran zu bilden. Jeder muß Unterricht abhalten uns. Es grüßt Euch nun herzlich voller Geistesstärke + Gesundheit
Albert

[sic!, Ohrdruf, 19430128, MC, Afrika, Rusland, Zweifel, Fritz Müller, Greiz Dölan]


[
* Im Raum von Woronesch vereinigen sich die von Norden und Süden angreifenden Verbände der Roten Armee und schließen dadurch sieben Divisionen der 2. deutschen Armee ein.
* Die australische Regierung gibt bekannt, dass ein japanischer Angriff unmittelbar bevorstehe.
(chroniknet.de, Zugriff 24.12.2012, http://www.chroniknet.de)
]

Dienstag, 22. Januar 2013

Ohrdruf, den 22.I.43


Liebe Mutter + Christel!

Die Kameraden sind zum Baden und da ich ja so lange erkältet war bin ich lieber nicht mitgegangen damit es nicht wieder kommt. In der Zeit will ich nun diesen Brief anfanden. Ohrdruf ist ein winziges Städtchen, der Truppenübungsplatz liegt etwas abseits. Das Gelände des Truppenübungsplatzes ist riesig und mit allen Schikanen ausgerüstet. Die Ausbilder sind soweit ganz gut nur der Dienst dauert zulange und nach dem Dienst müssen die Themen welche gestellt werden alle nicht ausgearbeitet werden. Es gibt welche die schreiben bis 1-2 Uhr Nachts. Ich werde mich hüten diesen Blödsinn mitzumachen da man am anderen Tag zu, Geländedienst kaputt ist. Ich mache immer das ich tagsüber in den freien Minuten beikomme. Ich habe die ganzen versäumten Themen beigeholt ohne Nachts aufzubleiben denn Schlaf + Essen ist hier das wichtigste.

23.I.43
Heute morgen war um 8 Uhr Wecken, von 9:30--10:45 Uhr war Stuben + Spindappel, wenn Ihr Euch richtig vorstellen könnt was das ist auf einem Lehrgang. Dann war noch Kleiderappel in der Exerzieruniform, mein lieber Schwan, wir sind vor lauter Schrubben waschen und bürsten nicht zum Kaffetrinken gekommen. Die Stube war nicht ganz rein, also minimal da mußten wir nochmals schrubben und war um

[Randnotiz]
Mutter das Du keine Langeweile hast freut mich und kannst Du wenigstens mal alles in Ordnung machen ich weiß ja wie gerne Du sowas tust. Die Ruhe des Geschäftes tut Dur auch mal gut, mach nur das Du tüchtig zunimmst!

[Seite 2]
14:00 Uhr nachmals Appel. Dann endlich hatten wir frei und ich konnte mich waschen und ordentlich anziehen. Jetzt sitze ich und schreibe Euch diesen Brief. Ich hatte die ersten Tage des Dienstes wieder einen furchtbaren Muskelkater weil ich das alles nicht mehr gewohnt war durch den gemütlichen Fahrerzug in Coesfeld. Das Gehetze hat nur das Gute das die Wochen herumfliegen. Es ist nur schade für die Zeit, man geht aufs 20. Lebensjahr zu und hat nichts von der Jugend gehabt, aber ich hoffe das noch eine schöne Zeit des Zusammenlebens kommt. Hier ist es so ähnlich wie Fred es von der SS erzählt hat, meistens geht man mit dem ganzen Kram an den Wasserkranen und brüstet es pitschnass aus. Wir sind immer am putzen. Wenn man bedenkt das die O Gef. Gefr. und sogar Unteroffz das alles genau so als Schüler mitmachen müßen wie wir so kann ich nur mit dem Kopf schütteln und staunen. Habe heute die Karte von Christel erhalten. Ihr könnt beruhigt sein, ich bin wieder ganz gesund. In der Freizeit sieht man hier alle Mann mit 3-4 Schreibhefte vor sich sitzen und eifrig Themen schreiben. Gerne sind wir alle nicht hier aber es ist jetzt hier so, das uns nichts mehr erschüttern kann und die alten O Gefr. die schon 5-6 Jahre dienen kann man nicht mehr so leicht veraschen und das ist für und auch günstig Nun grüßt Euch herzlich und in alter Frische Euer Sohn und Bruder
Albert

[Randnotiz]
Mit Herr Wibbelmann das ist sehr traurig wo die Familie so anständig war. Das Notizbuch von Christel kann ich sehr gut gebrauchen. Von Vater habe ich lange keine Nachricht mehr. Der Schlot soll was mehr schreiben.

[sic!, Ohrdruf, 19430122, MC, Wibbelmann, SS]



Samstag, 19. Januar 2013

Ohrdruf, den 18.I.43 (#2)


(42 gestrichen, rot 43)

Lieber Vater!

War eine Woche im Review, hatte Mandelentzündung. Die Mandelentzündung war schnell fort aber dann habe ich mich mal ein paar Tage richtig ausgeschlafen. Im Revier hatten wir ein herrliches Leben. Nur geschlafen gegessen und gelesen. Ab Donnerstag mach ich jetzt wieder Dienst mit. Der Unterführerlehrgang bezweckt folgendes; ein O. Gefr. od. Gefr. kann am Ende des Lehrg. zum Uffz. befördert werden. Mit uns geht das nicht da wir erst 3 Monate Soldat sind. Wir bekommen wenn wir uns gut geführt haben eine Beurteilung mit, in der steht das  wir befähigt zum Gruppenführer oder Uffz. sind. Wir müßen dann nur ehe wir befördert werden Fronterfahrung haben oder wenigstens 1 Jahr bei Kommis sein. Also befördert werden wir *Stifte* hier nicht, nur kann man eine gute Beurteilung mitbekommen. Der Lehrgang dauert 8--10 Wochen. Ich denke das ich nachher Urlaub bekomme. Ohrdruf ist ein Truppenübungsplatz so groß ach bald wie Rüngsdorf und Plittersdorf zusammen. Die Gegend hier ist herrlich (wenn nur der Übungsplatz nicht wäre) Mir geht es noch gut und Mieter schreibt mir das Du dich auch in der Kälte sehr gesund fühlst. Fast die halbe Komp. war hier vorige Woche Halskrank. Jetzt augenblicklich ist hier sehr schönes Wetter.

(Seite 2)
Hoffentlich hält es so. Meine ganzen Kameraden sind nun in Frankreich-Norwegen oder Russland genau ist es nicht gesagt worden. Mit mir sind noch 11 Mann meiner Kompanie mit im Lehrgang hier in Ohrdruf. Mutter wird Dir ja geschrieben haben wie das war am 2. Jan. als Mutter und Christel mich besucht hatten und ich im Kaffee geholt wurde zum ausrücken. Das war nun das 2. mal das ich feldmarschmäßig gepackt habe ohne ausrücken. Jedesmal blieb *Jamann* da. Es hat sich bis jetzt nicht immer alles zu meinem Gunsten ausgewirkt und ich hoffe das das Glück bei mir bleiben wird. Ich bin nun 19. Jahre alt und muß mich nun auch mal wenn es sein muß ganz alleine hier herum durchschlagen denn der Kreis der Kameraden wird immer kleiner. Was machst Du denn jetzt noch so. Schreib noch mal. Die Briefe von zu Hause und von Dir sind immer das schönste was es gibt. Nun  grüßt Duck recht herzlich Dein Sohn

Albert

(Postskript)

Ich bekomme jetzt nur noch sehr wenig Zeit zum schreiben da wir viel theoretisch ausarbeiten müßen.

(sic!, Ohrdruf, 19430118, V)

Freitag, 18. Januar 2013

Ohrdruf, den 18.I.43


Liebe Mutter + Christel!

Ich war nun 1 Woche im Revier. Nun da ich wieder so gesund wie vorher bin kann ich es ja schreiben da jetzt jedoch jede Aufregung zuspät käme. Ich hatte Mandelentzündung zieml. schlimm und war auch schwindelig dabei. Da habe ich mich vorigen Montag krank gemeldet und habe mich in Revier gelegt. Die ersten zwei Tage taten die Mandeln und das Schlucken sehr weh. Ich bekam eine Spritze gegen Diphterie damit ich keine Diphterie bekäme. Mittwochs war es schon besser und die Zeit bis heute war es herrlich im Revier. Ab Donnerstag hatte ich eigentlich nichts mehr richtiges. Ich habe die Tage nur geschlafen, gelesen und gegessen. Den Brief und die 2 Bilder welche ich bekam habe ich mir sehr oft angeschaut. Es war eine sehr schöne sorgenlose Wiche. Die Kameraden mußten während dieser Zeit im Matsch herumrutschen. Jeden Tag kamen viele Neuhalskranke in Revier. 20 % der Kompanie hatte es im Hals. Es war schlimm, das Revier war richtig überlaufen. Aber ich hatte mein warmes weiches Bett und als das Schlucken nicht mehr weh tat war es richtige Erholung. Die Sonne scheint jetzt hier so herrlich und ist *augenblicklich* sehr schönes Wetter. Bis Donnerstag brauche ich  jetzt keinen Dienst mit zumachen nur in der Stube bleiben. Mir geht es sonst noch ganz gut. Über die 2 Bilder habe ich

(Seite 2)
mich sehr gefreut. Wenn ihr noch welche habt, bitte nicht verschenken damit ich sie mir später ansehen kann. Die Bilder sind gut geworden was, da war man wenigstens noch ein freier Mensch. Hoffentlich kehrt einmal so eine schöne freie Zeit wieder. Die Sanitäter im Revier haben nicht die leiseste Ahnung von Krankheiten die Fieberkurve mußte ich mir selber aufzeichnen und sonst mußte immer der Oberarzt angeben was gemacht werden mußte.
Die Sanis gaben nur immer Tabletten, ich habe ein ganzes Döschen voll davon. Thüringen ist an sich herrlich nur der Truppenübungsplatz dürfte nicht sein. Es kann sein das der Lehrgang hier nur 8 Wochen dauert, hoffentlich stimmt das. Wenn ihr den Koffer schickt könnt ihr diesen ruhig abschließen denn ich habe noch 2 Schlüssel hier. Es ist immer schön wenn man von zuhause Post bekommt die Briefe kann man immer ein paar mal lesen und denkt dann wie schön es zuhause ist. Aber die Hauptsache ist man bleibt gesund damit man nach dem Scheiße wieder gut zusammenkommt. Ihr könnt mir auch noch mal ein paar Sachen schicken dann schicke ich welche zum Stopfen. Helga schrieb mir auch eine Karte aus dem Schwarzwald und vom Bodensee. Was solche Leute es doch trotz dem Krieg noch gut haben. Mutter was machst Du denn den ganzen Tag zuhause ist es Dir nicht langweilig. Nun grüßt Euch recht herzlich und wieder in alter frische Euer
Albert

(Postskript)
*Schreibt tüchtig!*

(sic!, Ohrdruf, 19420118, MC)


[
* Die Rote Armee nimmt das südlich des Ladogasees gelegene Schlüsselburg (Petrokrepost) ein und stellt damit erstmals wieder eine Landverbindung mit dem seit dem 8. September 1941 von Deutschen belagerten Leningrad her.
* Im Warschauer Juden-Ghetto kommt es zum Widerstand gegen die Deportationen.
(chroniknet.de, Zugriff 24.12.2012, http://www.chroniknet.de)
]

Donnerstag, 10. Januar 2013

Ohrdruf, d. 10.1.43

(42 gestrichen, rot 43)

Lieber Vater!

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lasen aber die Zeit war sehr knapp. Ich habe meinen Militärführerschein II gemacht und bestanden. Wir sollten nun zur weiteren Ausb. in Coesfeld bleiben, da kam der Befehl zum Ausrücken. 12 Mann der Komp. waren herausgesucht worden welche den Unterführer Lehrgang mitmachen sollen. Hier ist alles durcheinander im Lehrg. Pz. Gern. wie ich Gefr. Ogefr. und sogar Unteroffiziere. Wir sind in Iserlohn ganz neu eingekleidet worden alles neues Sachen + Uniformen. Es wird

(Seite 2)
wohl eine zweite Rekrutenzeit geben. Augenblicklich bin ich erkältet da es hier viel kälter ist als in Westf. Mit Mutter das hat ja trotz allen Aufregungen ganz gut geklappt. Hier im Lehrgang werde ich wohl auch nicht viel Zeit haben da viel theor. Arbeit gemacht werden muß. Nach dem Lehrgang werde ich wohl einen längeren Urlaub bekommen. Weinachten hat es trotz allen Versuchen mit Urlaub nicht geklappt. Die Weihnachtstage sind aber gut herumgegangen. Nun grüßt Die bis auf weiteres herz.
Dein Sohn Albert

(Postskript)
Anbei ein paar Bildchen

(sic!, Ohrdruf, 19420110, V)








[
* Die Rote Armee beginnt ihre Offensive zur Zerschlagung des Kessels von Stalingrad (Wolgograd).
* In einem Erlass des Reichserziehungsministeriums werden der Schulbesuch und die Ablegung von Prüfungen durch "jüdische Mischlinge ersten Grades" im Deutschen Reich beschränkt.
(chroniknet.de, Zugriff 24.12.2012, http://www.chroniknet.de)
]




Mittwoch, 9. Januar 2013

Ohrdruf, 9.1.43


(42 gestrichen, rot 43)


Liebe Mutter + Christel!

Nun bin ich nach langer abwechslungsreicher Fahrt in Ohruf angekommen. Das ist ein Truppenübungsplatz mit einer Kaserne die so groß ist wie Rüngsdorf und Plittersdorf zusammen. Der Lehrgang geht bis 22.3.42. Wir werden daher ausgebildet als Gruppenführer wenn wir auch nicht dazu befördert werden, da wir jungen Schlipse zu kurz Soldat sind. Nach dem Lehrgang gibt es meistens einen längeren Urlaub, hoffentlich denn bestimmt sagen tue ich nichts mehr bei Militär, es kommt nämlich, wie Ihr es auch gesehen habt, oft was dazwischen. Es kann sein das wir hier Abends jetzt viel schriftliche Arbeiten machen müßen und ich sehr wenig Zeit zum Schreiben habe. Also wenn Ihr mal ein paar Tage keine Post bekommt braucht Ihr nicht unruhig zu sein. Hier ist es kalt und ich habe mich leicht erkältet. Hoffe das es wieder vorüber geht. Vater werde ich morgen schreiben und ihm ein paar Bildchen beilegen. Den Koffer könnt Ihr an meine Adresse abschicken, da ich den gut gebrauchen für, wenn ich nochmals so versetzt werde wie jetzt kann ich da meine Sachen besser drinpacken. Hier in dem "Wehrkreis Unterführer Lehrgang für schnelle Truppen" ist alles durcheinander Pz. Gern.- Obersch - Gefr. - Obergefr. und sogar

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Unteroffiziere müßen den selben Schliff mit machen wie ich. Es ist ein Lehrgang wo jeder ein Stufe höher rücken kann in kurzer Zeit. Es grüßt Euch nun herzlich in der Hoffnung das Ihr noch gut gesund seid Euer

Albert

(Postskript)
*Adresse*
Pz. Gren- Albert Jamann
2. Pz. Gren. Komp.
Wk. Ufü. Lehrg. f. schn. Tr.
*Ohrdruf i. Thür.*


Anbei 4 Bildchen (Schnellfotos 8 min.) von Hagen
Wa do sed e Platt.

(sic!, Ohrdruf, 19420109, MC)






[
* Die am 30. März 1940 von Japan errichtete chinesische Nationalregierung unter Wang Ching-wei mit Sitz in Nanking erklärt den Vereinigten Staaten und Großbritannien den Krieg.
* In der Nacht zum 10. Januar werfen 35 Bomber der Royal Air Force 114 t Bomben auf die Stadt Essen.
(chroniknet.de, Zugriff 24.12.2012)
* Ohrdruf ist eine Kleinstadt im thüringischen Landkreis Gotha. (de.wikipedia.org, Zugriff 24.12.2012)
]