Dienstag, 31. Dezember 2013

Sylvesterabend im Osten 1943




Sylvesterabend im Osten 1943

Liebe Mutter u. Kick!

Nun geht wieder ein Jahr zu Ende und wieder kann ich nicht zu Hause sein. Voriges Jahr konnten wir ja noch einigermaßen Sylvester feiern, dagegen ist es dieses Jahr ein einfaches trockenes Fest. Die Schwadron ist heute morgen wieder in Bereitstellung gezogen und so fällt natürlich Sylvester ins Wasser. Da bleibt mir nichts übrig als in stiller Beschaulichkeit für mich allein zu feiern und das mache ich indem ich meine Gedanken nach Hause zu Euch wandern lasse. Ich schreibe deshalb auch heute abend diesen Brief weil mich die Briefe an Euch am meisten mit Euch verbinden. Die Weihnachtstage sind nun um, viel verlangen konnte man ja sowieso nicht im fünften Kriegsjahr, wir hatten genug zum Essen und das war gut so sonst ist alles zieml. ruhig verlaufen was soll man auch groß feiern wo man doch nicht zusammen ist, denn richtig mit Freude feiern kann man ja doch nur wenn man in der Familie zusammen ist und das verflossene Jahr noch mal [Seite 2] vorüber ziehen läßt. Im vergangenem Jahr habe ich nun doch wohl allerhand erlebt und bin weit herumgekommen, ich werde das nie vergessen, Frankreich, Italien, Rußland dabei noch durch etliche andere Länder durchstreift. Im normalen Leben wäre ich dort ja doch nie hingekommen. Besser wäre es aber trotz allem wenn wir wieder in Ruhe und Frieden unserer Arbeit nachkommen könnten, nun vielleicht bringt uns das Jahr 1944 das Ende dieses großen Weltringens. Dies sei für heute in den letzten Stunden des Jahres 1943 mein Wunsch, Gott gebe das dieser in Erfüllung geht. Das ich noch gesund und guter Dinge bin möchte ich Euch noch berichten, hoffentlich behalte ich im nächsten Jahre auch so meine Gesundheit wie in diesem Jahre. Euch allen liebe Mutter und Christel wünsche ich nun ein glückliches neues Jahr in dem Ihr auch hoffentlich so gesund bleibt wie im vergangenem. Für heute wünscht Euch und allen im Hause nun alles Gute, rutscht gut ins neues Jahr Euer

Albert

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten im Osten 1943




Weihnachten im Osten 1943

Liebe Mutter u. Kick!

Zuallererst wünsche ich Euch zum heutigem Tage ein recht frohes Weihnachtsfest, auch allen im Hause wünsche ich dasselbe. Dies ist nun das zweite Weihnachtsfest was ich nicht zuhause verlebe, dieses Jahr bin ich sogar im Osten. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit greift der Russe mit ganzer Stärke an und sind wir ständig im Einsatz. Gottseidank sind wir wenigstens diese Tage in einem festen Quatier und haben etwas Ruhe. Leider mußten diese Kameraden in den Gruppen heute morgen schon wieder raus da der Russe wieder angriff. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis das die Kameraden wieder in die Quatiere kommen. [Seite 2] Hiermit möchte ich Euch vor allem einmal herzlich danken für die lieben wunderbaren Päckchen, das erst bekam ich vor vier Tagen und das zweite gestern am heiligem Abend. Es ist ganz komisch aber die Päckchen von Euch unterscheiden sich schon in der Verpackung von allen anderen, alles so liebevoll eingewickelt und zurechtgemacht einfach prima. Viele Kameraden bekommen Päckchen die krumm und scheel sind, die Plätzchen reingehauen alles nur Krümmel weil alles zerbrochen ist. Das kommt bei Euch nie vor, schon an der äußeren Verpackung erkenne ich von weitem ein Paket von Euch da es sauber gepackt und geschnürt ist und noch mit Klebestreifen sauber verklebt und eine anständige Adresse drauf. Das Herz lacht einem wenn man solch ein Päckchen innen anschaut, all die feinen Marzipankartöffelchen und Plätzchen, das ist was leckeres. Auf so was ist Vater auch sehr, genau wie ich. Ich kann nur nicht begreifen wie Ihr von der mageren Zuteilung solche Päckchen schicken könnt, da habt Ihr Euch bestimmt wieder alles vom Munde abgespart. Die kleinen Weihnachtssträßchen schmücken jetzt das Amaturenbrett meines Volkswagens und erinnern mich immer an Weihnachten zuhause. Bei der Bescheren war immer alles so schön aufgebaut in Papier gewickelt und mit Sträußen versehen. Gerade Weihnachten war es so schön gemütlich und prima zuhause, sodas man am liebsten immer im gutem Zimmer geblieben wäre. Hoffentlich sind wir zum nächsten Weihnachtsfest wieder zusammen. Wir haben hier auch das Fest gefeiert und war es für unsere Verhältnisse ganz prima. Man ist eben schon so [Seite 3] Soldat das man einsieht das es noch wichtiger ist das gerade zum Weihnachtsfest die Heimat beschützt sein will als das alles in Urlaub fährt. Heimweh kenne ich keins denn dazu bin ich zu sehr Junge und wenn man sich erst mit Heimweh abgeben soll, das ist nicht gut wenn ein Soldat zuviel an zuhause denkt. Immer gerade aus sehen ist für einen Soldat an der Front das beste, mit den Gedanken immer bei der Sache sonst hat man nachher einen verplättet ohne das mans gemerkt hat. Wenn auch alles eine Bärenscheiße ist so hat das Leben außer dem totgeschossen werden doch einen gewissen Reiz und möchte ich wenn ich gesund nach Hause komme, die Erinnerung an das Abenteuerleben bei Kommiß nicht missen. Es gibt doch vieles was man im Zivilleben nie erlebt hätte und nie zusehen bekommen hätte. [Seite 3] Und doch, würde einer mir die Entlassungspapiere geben und sagen für dich ist der Krieg aus, sofort würde ich mich auf die Socken machen und sorgen das ich heim käme. Einfach wärs ja wenn ich mit dem Volkswagen in Richtung Kölle abzwitschern könnte. So das wäre ungefähr alles für heute ich wünsche Euch ein recht glückliches neues Jahr das hoffentlich den Frieden bringt. In ein paar Tagen werde ich nun schon zwanzig Jahre, da könnte ich schon bald die Meisterprüfung machen was? Was wäre das prima wenn wir jetzt wi ich doch schon älter bin wieder zusammen arbeiten könnten. Nun hoffentlich kommt alles mal wieder. Es grüßt Euch und alle im Hause nun recht herzlich wie immer Euer

Alberts

Sonntag, 22. Dezember 2013

Im Osten, den 22.XII. 43 [Snamenka/Nikopol]




Im Osten, den 22.XII. 43 [Snamenka/Nikopol]

Liebe Mutter u. Kick!

Am 4. Adventssonntag begann der Russe seine Weihnachtsoffensive, seit
diesem Tag sind wir nun in schwerem Einsatz. Ich hatte dadurch die leten
Tage und Woche überhaupt keine Zeit für zu schreiben, zudem hatte ich
kein Kuvert od. Feldpostbrief mehr. Vor ein paar Tagen bekam ich nun 2100 gr. Päckchen mit Batterien und gestern bekam ich das erste Weihnachtspaket von Euch vom 9.XI.43 welches zwar wie Ihr schreibt als zweites abgegangen ist. Die Post geht ja alle durcheinander und kann man sich nicht nach richten. Ich habe das Päckchen gleich mit Thoma vertilgt damit nicht eventuell mal dem Russen was in die Hände fallen könnte. [Seite 2] Thoma hat auch heute zwei Päckchen bekommen und haben wir darauf auch schon einen Angriff unternommen. Wir wollen mal richtig ein Schlemmerleben führen da man nie weiß, wie lange man noch seine gesunde Haut hat. Wir sind hier im vielgenannten Brückenkopf von Nikopol auf den der Russe immer wieder drückt um ihn wiederzugewinnen. Augenblicklich sind die Angriffe so stark wie nie. Der kleine Peter Schäfer aus Werthoven wurde auch vorgestern verwundet und liegt irgendwo im Feldlazerett. Viele Kameraden sind schon diesen Weg gewandert, es ist aber besser als wenn sie in Russenhand fallen oder gar ihr Leben lassen müßen. Über diese Sachen kann man schlecht schreiben, das muß man mal wenn man hier gesund herauskommt erzählen. Es gibt jedenfalls Sachen in so einem Krieg, wenn  man sich das überlegt, furchtbar. Da fallen oft die besten der besten als wenn ein Menschenleben nichts wert wäre. Mir geht es trotz allem jetzt gesundheitlich noch recht gut, ich habe einen guten Apetitt und bin noch kerngesund. Ich hatte aber auch noch nicht die geringste Erkältung, trotzdem es jetzt mittlerweile ganz nett kalt geworden ist. Gottseidank haben wir gute dicke Wintersachen, sodas wir nicht zu frieren brauchen. Das wichtigste im kalten Rußland sind Filzstiefel worin man niemals kalte Füße bekommt auch wenn man ein paar Stunden in der Kälte ist. Jeder Mann hat zum Glück ein paar Filzstiefel bekommen was wirklich prima ist. [Seite 3] In ein paar Tagen ist nun Weihnachten, hoffentlich liegen wir dann wieder in Ruhe und nicht mehr wie augenblicklich in behelfsmäßigen Quatieren. Der Russe will uns scheinbar das Weihnachtsfest verderben und ist auch auf dem besten Wege dazu. Hier hat er nun in den letzten ruhigen 14 Tagen wieder allerhand hingezogen und greift dadurch jetzt verdammt stark an. Aber ich denke doch das wir ihn schon zurückhalten. So nun will ich für heute schließen, ich grüße Euch alle recht herzlich und wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest, beziehungsweise gehabt zu haben, in alter Frische und Gesundheit Euer

Albert

Wenn Ihr mal eine Dynamotaschenlampe für Thoma organisieren könntet wäre ich Euch dankbar. AJ

Anbei ein paar Luftpostmarken!

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Sonntag im Osten, den 12.XII.43

Sonntag im Osten, den 12.XII.43

Liebe Mieter u. Kick!

Heute ist nun der 3. Adventssonntag und also nur noch 14 Tage bis Weihnachten. Eure Briefe vom 4.-9.-13.-15. und eine Karte von Kick vom 17. November habe ich erhalten. Nach zieml. langer Zeit habe ich endlich Post direkt von Euch bekommen und noch mehr über Italien. Von mir werdet Ihr wohl auch noch viel Post bekommen die irgendwo festlag. Das bei Euch noch alles in Ordnung ist freut mich immer am meisten zu hören, wenn ich weiß das es Euch und Vater gut geht, bin ich viel beruhigter.

Diesen Brief werde ich wohl einen Urlauber der übermorgen in Urlaub fährt mitgeben, auch ein Päckchen mit Zigarren und Tabak, sowie einigem kleinem Werkzeug für die Radiowerkstatt.

Das die ersten Weihnachtspäckchen schon rollen weiß ich nun aus Euren Briefen und freue mich schon darauf.

Vorgestern war ich am Bach meinen Volkswagen waschen, da blieb ein Uffz. der Luftwaffe der eben vorbeikam stehen und frug noch ob ich von Kölle war. Ich sagte von Godesberg, er sagte ganz überrascht er wäre von Bonn. Ich gab Ihm meine Adresse und Telefonnummer, er soll mal anrufen oder selber vorbeigehen und Euch ein frohes Fest wünschen und das es mir noch gut ginge. Er sagte er würde es besorgen, nun bin ich gespannt ob er bei Euch war. [Seite 2] Diese Weihnachtsfest feiere ich nun weit von meinem Heimatort weg. Die letzten Tage ist der erste Schnee gefallen und ist es jetzt schön kalt. Da wir soweit südl. liegen wird es hier aber lange nicht so kalt wie im Mittelabschnitt und braucht Ihr keine Sorge um meinen dicken Zehen zu haben. Wir haben auch eine Winterausrüstung die prima ist.
Eins will ich Euch sagen, dann wist Ihr wie es mir geht, zum Thema Appetit. Hunger haben  ich fast immer und so kommt es das wir immer am kochen, braten usw. sind. Was wir an Hühner schon geschlachtet haben und Tauber, sogar schon Kölner und schweige. Bratkartoffel mit Kotlett ist schon meine Spezialität, sogar Reis, Pudding und arme Ritter werden gemacht. Reibekuchen nach unserem heimatlichen Rezept sind die besten und habe ich auch schon gemacht. Das kann man alle machen wenn Ruhe ist, dann kommen aber wieder Tage wo man kaum Schlaf bekommt und tagelang unterwegs ist fast ohne was zu Essen weil man keine Zeit hat. Da ist uns das Purzeln und braten nach so Tagen wohl zu gönnen.

Das Ada nun mal ein paar Tage zuhause war, freut mich zu hören, hoffentlich kommt er bald mal für länger heim. Drache Jupp schrieb mir auch aus seinem Urlaub.

Ich möchte Euch ja gerne als Weihnachtsgeschenk den Frieden schenken aber leider bin ich nur ein kleiner Gefreiter, der das Friedensdiktat leider nicht unterzeichnen kann. Somit kann ich Euch nur die Gewissheit schenken, das ich noch gesund und guter Dinge bin, was Euch bestimmt auch Freude bereitet. 

Für heute nun recht frohe Sonntagsgrüße Euer Albert

Eben erhalte ich Euern 1. Luftpostbrief vom 5. Dez., also vor 7 Tagen geschrieben er ging also prima schnell.

Ich wünsche Euch ein paar gemütliche Weihnachtstage, im Geste bin ich ja doch bei Euch, was war es doch immer schön!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Im Osten, den 8.XII.43

Im Osten, den 8.XII.43

Liebe Mutter u. Kick!

Heute erhielt ich Deine Briefe vom 8. und 14. November und eine Karte von Kick vom 17. November. Das war eine Freude als endlich mal Post kam die nicht so alt war und worin Ihr schreibt das Ihr wist wo ich stecke. Scheinbar geht jetzt die Post wieder besser. Ich schreibe fast alle 2 Tage an Euch, da mich das so nah mit der Heimat zusammenbringt. Zu lesen das es Euch noch gut geht und alles zuhause in Ordnung ist, freut und beruhigt mich immer wieder, denn wie Ihr Euch um mich sorgt, sorge ich mich um Euch.
Das Aha mal zuhause war, war ja prima und wird er sich wohl sehr gefreut haben. Josef Drach schrieb mir auch einen Brief aus seinem Urlaub. Für Vater habe ich etliche Zigarren zurechtliegen die ich einem Urlauber mitgeben will. Sonst ist hier noch alles in bester Ordnung.
Ich bin gesund wie immer, was zu hören Euch ja immer die meiste Freude bereitet. Es geht jetzt aber schnell auf Weihnachten und Neujahr und damit auf meinen 20. Geburtstag zu. 20 Jahre!
Es grüßt Euch nun recht herzl. und wünscht Euch alles Gute wie immer

Euer Sonny

Mein Briefpapier ist bald alle, Kuverts habe ich fast keine mehr und einen Block auch nicht. AJ.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Undatiert: Zwischen dem 2. und 8.12,1943



Dez. im Osten

Liebe Mieter + Kick!

Hier schicke ich ein paar Zigarren für Vater, die ich mit der Zeit zusammengespart habe. Hoffentlich kommen sie vor Weihnachten an, Ihr könnt sie ja an Vater weiterschicken.

Herzl. Gruß

Albert

Werkzeug + Prüfer hebt gut auf, den Tabak könnt Ihr Klara geben. Der Revolver ist ein Erinnerungsstück.

Montag, 2. Dezember 2013

Im Osten, den 2.12.43


Im Osten, den 2.12.43

Liebe Mutter u. Kick!

Nun ist schon der Monat Dezember angebrochen und ist es garnicht mehr lange so ist wieder Weihnachten. An das vorige Weihnachtsfest kann ich noch gut zurückdenken, da war ich noch in Coesfeld und war bei einer Familie eingeladen. Neujahr habt Ihr mich dann ja besucht. es war noch so ein aufregender Sonntag. Dieses Jahr hänge ich nun wieder so viele Kameraden an der Ostfront, ich denke aber das wir uns auch hier das Fest schön gemütlich und behaglich machen. Wo soviel Kameraden zusammen sind bekommt man ja kein Heimweh und wird schon dafür gesorgt das es ein ordentliches Weihnachtsfest auch fern der Heimat wird. Jeder muß eben an seinem Posten stehen und ich bin noch jung, wenn wir gesund nachhause kommen können wir noch oft Weihnachten zusammen feiern. Ich würde nur wünschen das Vater Weihnachten bei Euch sein könnte, für Ihn ist es schon schwerer fort von zuhause zu sein.
Mir geht es noch prima und kann nicht klagen über etwas, die Post geht in der letzten Zeit sehr schlecht, ich bekommen von Euch fast überhaupt keine Post oder nur ganz alte. Scheinbar war mal wieder eine längere Postsperre, die aber sicher vor Weihnachten aufgehoben wird. Also leben tue ich noch was ja die Hauptsache ist, recht herzl. Grüße sendet Euch nun Euer
Albert

Schickt mir mal im Brief ein paar 12 Pfg. Freimarken.