Samstag, 29. Dezember 2012

Coesfeld, den 29.XII.42


(11:45 Uhr morgens)
Liebe Mutter + Christel!
Also Samstag werdet Ihr nun wahrscheinlich kommen, ich werde heute die Zimmer bestellen. Hier fiel heute morgen der erste Schnee und sofort ziemlich hoch. Da tut der Schal nützliche Dienste und mir fehlen nur noch ein paar Handschuhe welche ich sonntags antun könnte weil meine Wollhandschuhe doch sehr schmutzig sind, es sollen aber keine gute sein. Ihr könnt ja am Samstag die Handschuhe mitbringen. Als ich das Paket öffnete dachte ich Ihr hättet Eure ganzen Marzipan Kartöffelchen geopfert. Wir haben jetzt Brot genug hier sehr oft noch zuviel. Der Honigkuchen und auch der andere Kuchen sind wieder ganz große Sache, ich habe kezuz schon vielerlei Kuchen aus allen Gegenden gegessen, aber keiner schmeckt so gut wie unserer so herzlich und fein. Das habe ich immer wieder festgestellt. Hoffentlich hat Christel keine Beschwerden mehr mit Ihrem Weisheitszahn, ich hatte dasselbe ja auch vor einem halben Jahr ich hatte nur keine Schmerzen sondern hatte so ein komisches Gefühl und einen starken Druck an der Stelle. Ein oder zwei einfache Stecker könnt Ihr auch mitbringen. Wie geht es denn jetzt in Brenigs Betrieb weiter ohne Karl Breiig. Ihr könnt mir auch eine Flasche Wein mitbringen, das scheiß Bier immer ist ja Dreß. Die Pulswärmer sind gut und werde ich wohl bei stärkerer Kälte gut gebrauchen können. Diese Tage vor Weihnachten und Neujahr herum wird nicht viel gemacht und

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haben wir soweit ein ganz gutes Leben hier. Man müßte nur wissen was mit einem mal gemacht wird. Von Helga Fossiler höre ich nicht mehr viel was mir äußerst sympathisch ist. Ich hatte ihr einmal einen kameradschaftlichen Brief geschrieben der bei aller freundlichen Wahrheit nicht schlecht gesalzen war, die fiel einem nämlich auf die Nerven mit Ihren Briefen. Hier in Coesfeld ist aber auch nichts an Mädchen die Kühe sind hier 100% besser als die Mädchen und lohnt es sich garnicht hier nach etwas zu suchen. Ich bleibe wohl doch am besten im Rheinland mit meiner Auswahl. Als ich damals im Sonntagsurlaub kam stellte ich folgendes fest. Erst ab Duisburg heimwärts gab es wieder schöne Mädchen hier im Münster + Sauerland ist auf 1 Quadrat kilometer vielleicht eine ordentliche. Coesfeld ist schon sehr katholisch hat 3 kath. Kirchen und es ist gesellschaftlich furchtbar langweilig, viele Wirtschaften + Café, aber in keinem Musik oder sowas. Viel ist es schon wenn ein Café einen Plattenspieler hat. Ich wundere mich nur das ich die Weihnachtstage sogt herumgebracht habe. Nun wünsche ich Euch das beste fürs Neue Jahr wünsche mir selber im Euren Namen die herzl. Geburtstagsgrüße und verbleibe bis Samstag derselbe wie immer, nämlich
Euer Albert

(sic!, Coesfeld, 19421229, MC)

Dienstag, 25. Dezember 2012

Coesfeld, den 25.XII.42



(21:40 Uhr)
Liebe Mutter + Christel!
Heute ist nun der 1. Weihnachtstag und fühle ich mich gesund und wohl trotzdem ich nicht zu Haus sein kann. Heute morgen bin ich um 8 Uhr aufgestanden gewaschen, gefrühstückt und bin dann in die Kirche gegangen. Anschließen in eine Wirtschaft Fleischbrühe mit Streusselkuchen trinken und essen. Dann ging ich ins Quartier zurück wo mich der Mann schon suchte welchem ich den Apparat so schön repariert habe, Er lud mich ein bei ihm zuhause mittag zu essen. Nach einigem Sträuben gab ich nach und ging um 1 Uhr mit ihm zum Mittagessen. Das war wie zuhause Schweinebraten, Erbsen + Möhren, Birnen und Kartoffel und als Nachtisch prima Pudding. Due hatten gerade geschlachtet und so konnte ich mich ruhig richtig satt essen. Die Leute waren aber auch prima, die ließen mich nicht in Ruhe so drängten sie mir die guten Sachen auf. Als Landser bracht man sich Gottseidank nicht zu schämen. Nach dem Essen sah ich dann eine Schnur und die Küchenlampe nach und nachher sagte die Frau ich könnte auch gut noch zum Kaffee dableiben worin ich mich ungern gern drin fügen mußte. Ich habe 1 1/12 Stunde in einem schönen Buch gelesen und dann kamen die guten Sachen nur so angerollt Kuchen auf Kuchen, nun ihr kennt mich ja da brauche ich kein Kommentar mehr zu schreiben. Jedenfalls hat es mir herrlich geschmeckt und die Leute hatten wirklich genug.

(Randnotiz)
Die schönen gutschmeckenden Sachen von zuhause sind ja zu schade das man sie ist aber leider mußte ich den ganzen Aufbau zerstören um zu meinem Recht zu gelangen, die schönen Rüschen, Zweige, und Glöckchen wie zuhause auf dem Teller.

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Als ich mich nachher dankend verabschiedete gab die gute Frau mir auch noch ein Paket mit Butterbrote belegt mir Braten und Butter und Kuchen mit. Ich schied mit einem Gefühl wie zuhause. Die Leute sagten mir ich könnte jederzeit wiederkommen wo 5 Mann satt würden wäre auch für den 6. genug da. Anschließen ging ich nach einem kurzen Bummel ins Kino woraus ich nun eben gekommen bin diesen Brief schreibe und dabei die herrlichen Bratenbutterbrote esse. Gestern Abend haben wir hier Heiligen Abend gefeiert. Der Oberleutnant hat uns kurz besucht, wir sind hier jetzt augenblicklich höchstens 10 Mann. Dann habe ich auch gestern Abend das Weihnachtspacket angebrochen welches ich bis dahin unberührt ließ. Heute bekam ich ein Brief von Vatern er schreibt ich soll mich an den tausenden Kameraden trösten welche auch dieses Fest fern der Heimat feiern müßen. Ich habe mich darin gefunden das ich nicht nach Hause kommen kann und ihr müßt nicht denken das ich mit tottraurigem Gesicht hier säße, das hätte ja kein Zweck es ist nun einmal Krieg und daran ist nichts zu rütteln so bitter es manchmal ist. Also Kopf hoch. Ich werde die Tage schon gut und schön herumfeiern tapferer denn je. Also laßt auch ihr den Kopf nicht hängen es wird schon alles noch einmal wiederkommen das Vater ich und ihr wieder dieses schönste Fest zusammen feiern können. Nun wünscht Euch nochmals die besten Feiertage Euer Sohn und Bruder

Albert

(Randnotiz)
Das ich nun bald 19 Jahre werde, daran kann ich mich noch garnicht gewöhnen. 19 Jahre!!!

(sic!, Coesfeld, 19421225, MC)

Sonntag, 23. Dezember 2012

Coesfeld, den 23.XII.42



Liebe Mutter + Christel!

Mir geht es noch gut und wir haben ganz leichten Dienst. Willy Heeg ist auf Urlaub gefahren, er wird mal vorbeikommen denn er hat ein kleines und ein größeres Glas von mir mit. In dem großen Glas sind 1 paar Socken von mir. Ihr könnt ihm das größere Glas wieder mitgeben mit Kraut drin, *Birnenkraut* hoch voll damit ich wenigstens mal länger wie 1 Woche auskomme und Neujahr was zum schmieren habe. Wenn ich nämlich Wurst habe esse ich doch gerne immer wieder shon mal Kraut. Wenn ihr mal Nivea Creme erobern könnt, könnt ihr mir eine Dose schicken durch das viele Wagenwaschen bekommt man raue Hände. Brot habe ich jetzt immer genug. Hoffentlich bekommt ihr die Genehmigung mich Samstag-Sonntag nach Neujahr zu besuchen. Ihr müßt Euch unbedingt früh genug um die Erlaubnisscheine bemühen damit ihr mich hier einmal besuchen könnt. Oft kommen hier Eltern mitten in der Woche an Mittags, dann ist der Uffz. immer so anständig und gibt den Jungens Mittags frei. Es wird ja nicht so leicht sein ohne Euch Weihnachten zu feiern aber dann sehe ich Euch wenigstens nach Neujahr und ich werde mir die Festtage hier so gemütlich einrichten. Vater wird es ja auch nicht anders ergehen und da nichts dran zu ändern ist müßen wir hoffen das wir nächstes Jahr wieder alle zusammen zuhause das Weihnachtsfest begehen können. Ich

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wohl einer der ersten sein welche nach Neujahr Sonntagsurlaub bekommen. Es ist für den einzelnen immer sehr schwer wenn er keinen Weihnachtsurlaub bekommt, aber es sind ja noch soviel Kammeraden da welche auch nicht fahren können. Adda wird wohl auch nicht auf Urlaub da sein. Gertrud Brenig schrieb mir auch eine Weihnachtskarte, mit Onkel Karl das kann man ja noch garnicht richtig begreifen, das wird ja ein Weihnachtsfest dort werden, wo sonst doch immer so gut und schön gefeiert wurde. Olli und Karlmartin stehen jetzt ohne Vater da, es ist schwer sich das vorzustellen. Ihr könnt ja Will Heeg was mitgeben nur nicht soviel Wurst von Euerer Ration Kraut gebrauche ich. Ihr schein nämlich Eure ganze Wurst + Käseration hierhin zuschicken das ist ja Mumpitz wenn ich Brot + Kraut habe bin ich glücklich Butter bekomme ich hier immer genug. Wir haben es hier ganz gemütlich. Einen Weihnachtsbaum mit elekt. Beleuchtung, schön geschmückt dort werden wir morgen Abend Heilig Abend feiern. Ich werde später mal versuchen irgend an eine Nachrichtenstelle zukommen wo ich etwas im Fach bin. Fahrer will ich doch nicht bleiben das ging mir nur um den Führerschein. Hoffentlich komme ich mal an so eine ähnliche Stelle wie Hort ist. Nun wünscht Euch nochmal fröhliche Festtage

Euer
Albert

(Postskriptum)
Schickt mir nochmal ein bis drei flache Batterien

(sic!, Coesfeld, 19421223, MC, Willy Heeg)

Freitag, 21. Dezember 2012

Coesfeld, den 21.XII.42


(erhalten am 21/12)

Lieber Vater!
Endlich komme ich nun dazu Dir zu schreiben, die letzte Zeit hatte ich fast keine Minute frei immer Unterricht und Fahrschule. Freitag Morgen haben wir nun den Führerschein II gemacht und habe ich ihn auch bestanden. Vorher haben wir schwer geochst dafür, oft Nachtfahrten oder das wir Abends erst um 1/2 12 Uhr wiederkamen. Ich bin nur froh das es mit dem Führerschein so geklappt hat, denn dadurch ist die Ausbildung wenigstens abgeschlossen. Wie lange wir noch hierbleiben und was mit uns gemacht wird weiß ich noch nicht. Es kommen oft große Überraschungen so z. Beispiel; vor 9 Tagen ungefähr kam ganz überraschend der Befehl zum Lacken Feldmarschmäßig und sollte die ganze 1./Kompanie ausrücken. Wir alle hatten gepackt und ich hatte schon den D.K.E. im Koffer versandfertig zu Bekannten zum Abschicken gebracht. Es war eine verflucht komische Stimmung es sollte nämlich nach dem Norden gehen. Abends spät kam der Befehl heraus das 1/4 der Kompanie in Coesfeld bliebe. Vorm Fahrerzug waren es 14 Mann die hierbleiben konnten und ich war dabei. Die besten waren herausgesucht worden und die anderen cca. 21 Mann gingen ab nach dem Norden. So aufgeregt wie an diesem Tage war ich selten und war überfroh als ich hörte das ich hierbleiben durfte. Vor ein paar Tagen wurde uns gesagt alle führen

(Randnotiz)
Vorgestern hatten wir Weihnachtsfeier der Kompanie es war ganz nett und haben wir auch verschiedenes bekommen. Aber bei dem ganzen feiern denkt man doch immer an zuhause, was es dort Weihnachten immer schön und  gemütlich war.

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auf Weihnachtsurlaub und zwar immer 1/3. Die Freude war groß. Schon am nächsten Morgen kam wie eine kalte Dusche die Verfügung das wegen Eisenbahnüberlastung nur immer 10 % fahren dürften. Ich war geschlagen. Ich werde nun noch versuchen Neujahr wenigstens ein paar Tage zu bekommen aber Hoffnung dazu ist keine da. Sonst wird Mutter und Christel den Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr mal hierhin kommen. So werde ich wohl düsen Weihnachten zum ersten Male alleine im Kreise der Kameraden Weihnachten feiern müßen. Das ist schwer aber es geht nicht anders und muß man die Zähne zusammenbeißen. Andere an der Front haben es noch schwerer. Ich weiß das es auch Dir sehr schwer wird Weihnachten von zuhause fort zusein, und tut mir Mutter leid das sie hne uns diesen Kriegsweihnachten feiern muß. Hoffentlich können wir nächstes Jahr wieder geschloßen an diesem schönsten Familienfest zusammen sein. So werde ich wohl auch 19 Jahre werden fern dem Heimatstädtchen. Gesund bin ich immer noch von Kopf bis zum Fuß was ja die Hauptsache ist. Nun wünscht Dir ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr Dein Sohn

Albert

(Postskriptum)
Ich werde heute nochmals versuchen irgendwie Heimzugelangen vielleicht Neujahr, ich werde mit dem Uffz. nochmal reden. Hoffentlich?

(sic!, Coesfeld, 19421221, V)

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Coesfeld, den 20.XII.42

Liebe Mutter + Christel!

Ich hatte gerade einen Brief geschrieben an Euch da kam die Verbindung des Anrufes und so mußte ich einen neuen Brief aufsetzen. Also gestern Morgen habe ich den Militär Führerschein II gemacht und bestanden. Die letzten Tage vorher wurde natürlich wie ich am Telefon schon sagte gelernt, gefahren und nochmals gefahren bei Tag und Nacht. Aber nun habe ich es auch hinter mir und *bestanden*. Von den ausgerückten Kameraden habe ich noch nichts gehört, sie sind wahrscheinlich in Norwegen. Ich bin doch froh das ich biergeblieben bin, aber es kann auch hier jeden Tag sowas kommen. Für die Front ist Jahrgang 1924 ja noch gesperrt also kommen wir höchstens mal zur Besatzung irgendwohin. Am 4.1.43 kommt unsere Kompanie nach Wahn bei Köln zur Übung. Vielleicht gehen wir mit dahinn. Wie ich sagte; Urlaub wahrscheinlich nicht, ich werde nochmals alles drannsetzen aber viel Hoffnung habe ich nicht mehr. Wir werden es dann so machen wie vereinbart (ich werde ka noch anrufen). Gestern Abend hatten wir Weihnachtsfeier von der 1. Kompanie und es war ganz nett, jeder bekam 2 Flaschen Wein 22 Zigaretten und allerlei Essensachen. Wir das heißt ich als Dirigent und Vorsänger mit noch 5 Mann sangen auf dieser Feier das Lied von Lilimarlen umgedichtet. Alles ging oje! Augenblicklich ist hier dicke Luft, die Spinde sind durchgesehen 

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worden und verschieden hatten natürlich den reinsten Saustall darin. Dadurch hatten wir Strafexerzieren und Ausgangsverbot anstatt den versprochenen Ausgang immer nur wegen ein paar einzelnen Schloten. Bei Militär geist es immer; Einer für alle und alle für einen! Gesundheitlich geht es mir noch wie immer gut und bin ich zufrieden. Nur habe ich die letzen Tage zuwenig freie Zeit bekommen, als Fahrer geht es so, oft hat man mitten am Tage 2 Stunden frei und ein ander Mal muß man Abends spät noch raus. Unruhevoll aber sonst ganz schön ist das Fahrerleben. Mit Karl Breuning das ist ja furchtbar und kann man so garnicht überschen was das für den großen Betrieb ausmacht und dann wie soll das in der Pastorat weitergehen. Die Adresse von Adda müßt ihr mir noch schicken. Ihr müßt dann mal sehen ob ihr Erlaubnisscheine zum Reisen bekommt. Wenn ihr fahrt; zuerst bis Köln von Köln bis Oberhausen, dort umsteigen nach Coesfeld zu. Mein Quartier ist in der Coesfelder Weberei Dülmenerstr.. Jeder weiß wo das ist. Nun grüßt Euch recht herzlich Euer

Albert

(Postskriptum)
Hoffentlich klappt es mit *U.*

Beiliegend ein Bild von mir vom Führerschein. Besonders ist das ja nicht.

(sic!, Coesfeld, 19421220, MC)

Dienstag, 11. Dezember 2012

[Orthographie, Stil, etc.]

[Da mir mein Schreibprogramm jeden zweiten Rechtschreibfehler sowieso wieder korrigiert und mir das re-korrigieren auf die Dauer zu anstrengend ist, werde ich die Fehler zukünftig (ab dem 31.1.43) nicht mehr berücksichtigen. Auch werde ich mich dazu hinreißen lassen das "das" hin und wieder mit "ß" zu schreiben... Emotional- und unterbrechungsbedingt scheint mein Opa teilweise die Sätze (siehe aktuellen Brief) etwas wirr und schwierig lesbar zu gestalten z.B. durch Wortdreher.  Auch hier werde ich zukünftig redaktionell tätig sein und die betreffende Stelle mit [] kennzeichnen.]

Coesfeld, den 11.12.42


Liebe Mutter + Christel!

Heute komme ich erst dazu, Euch zu schreiben was gestern hier los war und das ich bald fort war. Gestern Mittag um 12:30 als wir vom Dienst kamen war der Hauptfeldwebel da der sagte das die ganze Kompanie Freitag Morgen 5 Uhr fertig sein Muße zum Ausrücken und das unser Fahrerzug mitmüsse. Wir waren geschlagen und waren viele welche im Moment nicht wüsten was zuerst machen. Wohin wir sollten wurde nicht gesagt und nach dem Norden. Wohin darf ich nicht schreiben. Ich wäre in *Vaters* Nähe gekommen. Es wurde alles gepackt, ich habe den Kleinempfänger o in den Koffer gepackt und bei bekannte Leute gebracht welche

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ihn wenn ich bis Samstag Morgen nicht wieder da war, nach Hause abschicken. Allen stand der Asch voller Tränen denn damit hatte keiner gerechnet 14 Tage vor Weihnachten auszurücken. Abends um 8 Uhr kam dann der Oberleutnant und sagte der Uffz. sollte 15 Mann bestimmen, welche nicht mit Ausrücken und in Coesfeld ihre Ausbildung weitermachen könnten. Der Uffz. suchte die besten raus (und auch nach Beruf) und bei denen war ich *Gott sei Dank*. Heute Morgen ist nun 2/3 des Fahrerzuges unter ihnen auch Fritz Müller und Paul Kemmann aus gerückt zuerst nach Iserlohn zum Einkleiden und dann weiter. Alle die hierbleiben durften waren sehr froh, den anderen war es sehr schwer zu gehen. Jetzt werde ich etwas vorsichtiger sein im Freuen auf Urlaub, denn es kann immer mal wie

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gestern überraschend der Befehl zum Ausrücken kommen. Nächste Woche machen wir den Führerschein. Hoffentlich ich glaube es zwar sind wir Weihnachten noch hier. Dann könnte ich mit Urlaub rechnen. Aber wie gesagt es kommen auch schon mal Überraschungen und zwar sehr harte. Beinahe wäre ich fort gewesen. Heute morgen sind wir zweimal geimpft worden auf Brust und Arm. Von 15 sind 6 umgekippt. Nächste Woche werden wir wieder geimpft. Schade ist es das Fritz Müller fort ist. Er erinnerte mich immer an Alt Rüngsdorf. Gestern war hier was los, Ihr könnt Euch ja denken wenn einem gesagt wird Ihr rückt aas wie es einem zumute ist. Als ich hörte das ich hier blieb habe ich den Koffer mit Apparat abgeholt und wieder angeschlossen.

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Das ganze Rekrutenleben ist jetzt immer ungewiss man weiß nie wo man morgen ist. Hoffentlich bleiben wir wenigstens bis Neujahr hier. Sonst geht es mir noch gut und bin ich kerngesund. Zuhause geht hoffentlich noch alles in Ordnung. Der Winter war ja bis jetzt zieml milde. Nun wünscht Euch alles Gute in der Hoffnung auf baldigen Festtagsurlaub Euer

Albert

(sic!, Coesfeld, 19421211, MC)


Sonntag, 9. Dezember 2012

Coesfeld, den 9.XII.42


Liebe Mutter + Christel!

Nun ist Vaters Urlaub herum und es ist wieder einsam geworfen zuhause. Die Tage verfliegen immer zu schnell. Ich habe es jetzt sehr gut hier, schöner, leichter Dienst und ein gutes leben, viel Freizeit und auch sonst alles in Ordnung. Heute hatten wir wieder Fahrunterricht und habe ich cca. 15 km gefahren. Von Onkel Albert erhielt ich auch heute eine Karte. Wenn wir mit dem Kraftlastwagen so durch die Dörfer fahren gehen wir oft in die Geschäfte und läßt sich oft allerhand machen. Wir fragen dann nach allerhand Sachen und weil wir Soldaten sind bekommen wir viel was man sonst nicht mehr so bekommt. Heute haben wir jeder ein Stück Tonseife, Brot, Seifenpulver, Puddingpulver usw. erobert. Am besten geht es zu zwei Mann, dann kann man allerhand erreichen. Heute Mittag habe ich für die Schreibstube einen Apparat angeschlossen, Antenne angelegt usw. und war erst fertig als die anderen vom techn. Dienst zurück kamen. Es wäre ja prima wenn ich ein paar Tage Urlaub bekäme Weihnachten od. Neujahr. heute sind wir gewogen worden, ich wog nackt 128 Pfund das habe ich noch nie gewogen, zuletzt vor acht Wochen wog ich 120--122 Pfund und habe ich also 6--8 Pfund zugenommen. Es ist aber auch so, seit dem ich hier in Coesfeld liege muß ich das Koppel zwei Löcher weiter schnallen, im Lager in Stevede waren wir eben

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überanstrengt von dem scharfen Dienst. Hier haben wir überbaut keinen Exerzierdienst und auch sonst kein Appell oder sowas. Jedenfalls halten wir es hier lange aus und wünschen nicht mehr zur Kompanie zurück zukommen. Vaters Uhr klappt prima und geht ganz genau, mein Kleinempfänger spielt auch jede Dienstfreie Minute und ist sehr beliebt. Wegen einer guten Verkehrszeichnung bekomme ich Samstag Sonntag Nachturlaub das heißt anstatt um 21:30 im Bett um 1 Uhr im Bett sein. Nun grüßt Euch bis auf weiteres herzlichst Euer

Albert

(Postscriptum)
Gelegentlich kann wieder Kraut anrollen.

(sic!, Coesfeld, 19420709, MC)


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Coesfeld, den 6.XII.42



Liebe Eltern + Christel!

Habe heute morgen den Brief von Vater vom 3. XII. erhalten Wir haben heute den ganzen Tag frei. Auch gestern Samstag hatten wir schon um 2 Uhr frei. Ich bin einmal Kaffee trinken gegangen aber das Wort Weißbrotmarken wird bei mir groß geschrieben ebenso Geld. Ich hörte heute das es sein könnte das wir Weihnachten oder Neujahr 5 Tage Urlaub bekämen. Nun muß noch die Bestätigung kommen dann wäre das ja großartig. Heute mittag klappte es nicht mit dem Anruf, mal sehen ob ich morgen od. ü morgen nochmals anrufe. Wir haben einen Fahrlehrer über den lachen wir uns tot, und der singt statt statt Unterricht Pfadfinderlider mit der Klampfe vor. Heute morgen erhielt ich auch einen Jahresbericht vom W.S.V.G. und einen Brief vom Hangar in dem er schreibt dass er nunr auch weg kommt nacht Soest i. Westf. zu Sanitäter. Von Adda die Adresse werdet ihr mir ja schreiben. Bald ist nun auch Vaters Urlaub um, das geht ja alles viel zu schnell. Hoffentlich geht es in Berlin mit dem Gesuch weiter wie er schreibt, dann wären wir um die Jahreswende zusammen und noch einmal die alten.   Ich habe vorher eben einen Brief an Ärmchen Köster und dann Dr. Monat geschrieben riesenlange Briefe und kann Herr Dr. Monat sich gewiß nicht beklagen. Morgen gehen wir alle zum Fotograph zum fotographieren für den Führerschein, da werde ich ein paar mehr bekommen und nach Hause schicken. Diese Tage kommen auch schon die ersten Weihnachtspakete angerollt und kommst Du mal spannende Gesichter zu sehen.

(Seite 2)
Gestern haben wir in einer neuen Schule hier in Coesfeld heiß geduscht, ganz groß und so lange konnte man unter der heißen Dusche bleiben wie man wollte. Dieses Duschen jeden Samstag um 1 Uhr zählt zum Dienst und muß jeder hinn, Dann wird der Dreck der ganzen Wiche abgewaschen und es ist nachher eine Wohltat frischgewaschen auszugehen. Gleich werde ich mal in die Stadt gehen und sehen ob etwas schönes im Kino gespielt wird. Weiße Wäsche wird dort gespielt, mal sehen ob ich reingehe. Nun will ich schließen denn viel neues habe ich nicht mehr. Hoffentlich hat Euch der Kuchen und Kaffee bei Brenigs gut geschmeckt. Ich wäre schon gerne mit herauf gegangen  denn da schmeckt es immer prima, wird Vater ja auch wissen. Es grüßt Euch nun herzlich Euer,

Albert

(sic!, 19420706, Coesfeld, MC)

Dienstag, 4. Dezember 2012

Coesfeld, den 4.12.42


Liebe Eltern + Christel!

Nun habe ich schon ein paarmal einen Lastwagen selbst gefahren und es geht sehr gut. Wir bekommen hier alles haargenau gelernt und lernen hier fahren wie man es im Zivilleben niemals gelernt bekommt. Da gibt es 1000 Kniffe welche man immer gut gebrauchen kann, wir bekommen sie alle hier vorgeführt. Der Dienst ist soweit ganz leicht, nur das es jetzt blöd kalt ist wenn man an den Wagens im Freien arbeitet. Die ganze Ausbildung hier ist sehr nützlich für mein späteres Autofahren. Ich werde versuchen nach der Fahrerausbildung irgend zu einer techn. Truppe zukommen wo ich in meinem Fach arbeiten kann

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entweder Funk-Peil oder Panzerspäh-Abteilung oder Werkstatt. Man muß nur mal sehen wie das hier weitergeht und wie die Abstellungen kommen. Wie geht es nun bei Euch, ist noch alles beim alten und was macht Christel bei Brenigs. Weihnachten od. Neujahr werde ich wohl auf Urlaub kommen, bis dahin ist es ja nicht allzu lange mehr. Heute habe ich Stubendienst und gleich ist es 12 Uhr Mittags also muß ich mich fertig machen zum Mittagessen. Es grüßt Euch nun herz. Euer Sohn und Bruder

Albert

(Postskript)
Es ist doch schön, wenn man eine gut gehende Uhr hat, ist doch sehr praktisch.

Der Radioapparat läuft prima und haben alle Spaß dran.

(sic!, Coesfeld, 19421204, EC)

Montag, 3. Dezember 2012

undatiert -- aber vor ziemlich genau 70 Jahren


(Anfang Dezember (?), Iserlohn)

Liebe Mutter und Christel!

Hiermit meine Privatsachen zurück. Es wird noch eine Weile dauern ehe ich diese wieder tragen kann aber einmal wird es doch wieder sein. Hoffentlich geht der Scheiße bald zu Ende. Wir haben eine ganz scharfe Ausbildung hier. Wahrscheinlich kommen wir nach Coesfeld diese od nächste Woche. Herzl. Grüße sendet
Albert

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Jetzt bekomm ich in der Woche wenig Zeit zum Schreiben, da ich immer was zum Waschen, flicken, stopfen od nähen habe. Strümpfe, Handtuch + Handtücher habe ich schon gewaschen. Ihr müßt mir nur noch ein Stück Tonseife schicken (wenn nicht unterwegs). Ich habe den ganzen Tag Muskelkater über Sonntag verschwindet er wieder. Aber solange man kann + in der Ausbildung ist ist alles Scheiß egal + muß man alles mit Humor + leicht aufnehmen AJa.

(sic!, Iserlohn, 194212??, MC)